Kürzlich habe ich etwas von einer Detektiv Agentur in München gehört.
Einer Firma Detektiv Tudor.
Und da bekam ich so meine Zweifel.
Detektive, brauchts die?
Bildquelle: aboutpixel.de / Man in Sherlock Holmes outfit © Mark Chambers
Was soll denn so eine Detektei in München bringen, was soll sie leisten, für was ist so ein Detektiv Unternehmen gut?
Wahrscheinlich für gar nichts …
Denn wir kennen doch alle die typischen Detektive, schräge Gestalten in zerknitterten Trenchcoats. Man schau sich nur Philp Marlowe oder Herrn Detektiv Rockford an. Zwielichtige Typen mit Hut und Kanone.
Oder gar den Urvater aller Detektive, Herrn Sherlock Holmes, der zwar unbewaffnet, dafür mit Pfeife und Deerstalker herumläuft. Ach ja, und Lupe. Und immer in der Lage, auch komplizierteste Kriminalfälle alleine durch Beobachtung und Nachdenken zu lösen.
Und immer lösen diese Privatermittler mit teils fragwürdigen Methoden die Probleme, die eigentlich von der Polizei erledigt werden sollen. Und die Polizei stellt danach dann keine Rechnung. Meistens.
Also wozu soll bei uns, Hier und Heute, denn so ein Privatdetektiv nutze sein??
Sicher nicht zum Lösen von verzwickten Kriminalfällen, denn Mordermittlungen oder die Aufklärungsarbeit bei sonstigen Straftaten wird von den staatlichen Behörden besser abgewickelt. Kann auch einfach besser erledigt werden, da Polizei, Zoll, Steuerfahndung oder Staatsanwaltschaft eben Kraft hoheitlicher Gewalt Möglichkeiten haben, die einem einfachen Bürger nie zur Verfügung stehen.
Und Privat Detektive sind nun mal – eigentlich – ganz normale Bürger. Sie haben genau die gleichen Rechte und Möglichkeiten, die ein Jeder hat.
Nur – das ist auch klar – kennen sie diese Rechte und Möglichkeiten besser.
Denn welcher Normalbürger würde, nur zum Beispiel, schon einfach so auf der Straße eine Verhaftung vornehmen.
Keiner, geht nicht???
Doch, es geht! Siehe den § 127 StPO.
Und: Diese privaten Ermittler haben im Idealfall eine entsprechende Ausbildung und – in der Regel – einfach mehr Erfahrung, mehr technische Möglichkeiten – natürlich immer im Rahmen des rechtlich zulässigen, und im besten Falle hinter sich eine Organisation, die zuarbeitet, nachforscht, aufklärt, sucht und beobachtet.
Natürlich nicht bei schwerer Kriminalität. Diese Fälle sind bei den Behörden besser aufgehoben.
Und auch nicht, um durch Schlüssellochkameras Seitensprünge festzuhalten, damit bewiesen werden kann, wer mit wem wie und wann was gemacht hat und damit, ganz alleine, am Scheitern einer Ehe schuld ist.
Denn, auch wenn es mancher immer noch nicht gemerkt hat, das Verschuldensprinzip bei einer Scheidung ist schon lange abgeschafft und durch Zerrüttung ersetzt. Es gibt also gar kein „schuldiges Scheiden“ mehr.
Und wenn man mal ehrlich ist, das ist auch gut so. Denn es ist fraglich, ob es je eine Partnerschaft gab, die aus dem völlig einseitigen Verschulden einer Seite gescheitert ist. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort: Es gehören immer zwei dazu.
Aber selbstverständlich können Privatdetektive auch in solchen familiären Problemlagen eingesetzt werden.
Sei es, dass jemand sich der Treue des Partners versichern will; sei es, dass es um Fragen des Kindeswohls, von Aufenthaltsbestimmungsrecht und elterlicher Sorge geht; sei des, dass gesichert werden soll, dass unterhaltsberechtigte Partner eigene Einnahmen verschwiegen, oder ein unterhaltspflichtiger Partner falsche Angaben zu eigenen Einnahmen gemacht hat.
Auch solche Ergebnisse können durch Privatdetektive ermittelt, und vor Allem auch durch entsprechendes Beweismaterial gerichtsfest untermauert werden.
Aber Aufgaben, die durch private Ermittler erledigt werden können, gibt es immer noch genug. Sowohl im privaten Bereich als auch, und da besonders, im gewerblichen Bereich!
Nehmen wir ein Beispiel:
In der süddeutschen Metropolregion München, dem wirtschaftlichen Herz Bayerns und ganz Süddeutschlands, gibt es ein Unternehmen, das sich mit der Entwicklung von, sagen wir mal, innovativen Verschlüssen für Lebensmittelverpackungen beschäftigt. Verschlüsse, die pro Stück um bis zu 1 Cent günstiger sind als bestehende Systeme, und die aus recycelbarem Material bestehen, was bisher nicht der Fall ist.
Kleinkram?
Ein Millionengeschäft – für die Verpackungsindustrie. Und ein gutes Geschäft für die Entwickler.
Bereits 3 mal waren Entwicklungen so weit, dass sie patentreif wurden, und damit geschützt vermarktbar. Und jedesmal hat ein anderes Unternehmen aus der gleichen Branche, ganz aus der Nähe, kurz vorher selbst ein Patent angemeldet, mit erstaunlichen Übereinstimmungen.
Da kann doch nur Verrat aus den eigenen Reihen dahinter stecken!!!!
Und schon ist das Betriebsklima vergiftet, die Inovationsfreude der Mitarbeiter gehemmt, und der Geist des Misstrauens breitet sich aus.
Und da können die Chefs, kann der Personalverantwortliche, kann ein interner Sicherheitsdienst, so es denn einen gibt, nicht helfen. Denn Alle stehen ja unter dem gleichen „Verdacht“, und damit ist keinem internen Ermittlungsergebnis zu trauen!
Hier beginnt das Aufgabengebiet von seriösen Detektiv Unternehmen.
Die von Ort auftretenden, oft als neue Mitarbeiter in das Unternehmen eingeschleusten Ermitteler beobachten, registrieren, forschen nach. Fragen zu einzelnen Mitarbeitern werden abgeklärt, gar mancher ziemlich schnell nur durch den Einsatz moderner Datenverarbeitung und auf Erfahrung basierter Auswertung der bereits vorhandenen Daten dem Kreis der Unverdächtigen zugeordnet.
Bis zum Schluss, im besten (oder schlechtesten) Fall nur noch eine Person übrig bleibt:
Der Schuldige, der Spion, die Laus im Pelz.
Na ja, machmal stellt sich auch heraus, dass „schuld“ einfach das Verhalten der Mitarbeiter war.
Die Gewohnheit, nicht mehr benötigtes Papier ordnungsgemäß in den gemeinsamen Papiermüllbehälter hinten im Hof zu werfern. Ein frei zugänglicher Behälter, der regelmäßig auch von einem etwas skurilen Mitarbeiter der Konkurenz durchgeschaut wurde. Einer, der dann das was er fand als eigene Idee im eigenen Unternehmen einbrachte.
Und dessen hochgelobten Fähigkeiten, Probleme zu lösen, sich mit der auf Grund des Ergebnisses der eingesetzten privaten Ermittlern erteilten allgemeinen Betriebsanweisung, kein einziges beschriebenes Blatt Papier, oder auch nur Zettel, in den Papier Container zu werfen, bevor es im Crosscut geschreddert ist, so plötzlich verschwand, wie sie einst gekommen war.
Selbstverständlich ist das nur ein fiktiver Fall …
Ein Fall, wie er auch den Angestellten dieses Eingangs erwähnten Unternehmens, der Firma Detektiv Tudor mit Hauptsitz in Frankfurt unterkommen könnte.
Oder in den langen Jahren seit Gründung des Unternehmens im Jahre 1967 irgendwo, ob München, Frankfurt, Deutschland, Europa oder sogar weltweit, schon ein mal untergekommen ist.
Und daher bin ich nach all den Überlegungen zu dem Ergebnis gekommen, ja, es braucht sie, diese Privat Detektive.
Wenn auch bitte ohne Deerstalker, Inverness Mantel und Pfeife.
Bildquelle: aboutpixel.de / A spy peering through some blinds © Mark Chambers
Ein Artikel von H.A. – Amorbach
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